Die vergangenen Jahre vor und nach Covid19 waren am M&A Markt in Deutschland wirklich sehr volatil. Nach den immer weiter steigenden Zahlen ab 2015 kam mit Corona der Zusammenbruch, um in der Post-Corona-Phase (2021) wieder aufzuholen und mit dem Ukraine Krieg erneut abzurutschen.
Die Situation der Strategen:
In den letzten Jahren waren es oft große Konzerne, die entlang ihrer Wertschöpfungskette die eigenen Kernkompetenzen durch Zukäufe arrondierten. Leider wurde häufig über Wert eingekauft, so dass jetzt viele Unternehmen aber auch Banken auf hohen Goodwillpolstern sitzen, die gemäß Impairment (IAS 36) eigentlich abzuschreiben wären. Diese Verluste mag man sich in der aktuellen Krisenstimmung aber nicht leisten; dennoch hemmt das Bewusstsein um die notwendigen Abschreibungen die M&A Motivation.
Nur einige Wenige wie Siemens Energy (2,8 Mrd. Euro Abschreibung auf Gamesa), AMS Osram (1,3 Mrd. Euro) Abschreibung wagen es, den Aufwand in die GuV zu übernehmen. Mit steigenden Zinsen und sinkenden Wachstumserwartungen hat sich der Nutzungswert der Unternehmen bzw. Cash Generating Units reduziert und wenn dieser Wert unter die Buchwerte rutscht, muss abgeschrieben werden. Eine Abschreibung, ist in Krisenzeiten gerade vor dem Hintergrund gestiegener Zinsen zwingend – kein gutes Marktumfeld.
Situation der PE Unternehmen:
Private Equity kämpft gegen einen Kreislauf: Gerade bei den KMU Unternehmen hat PE in 2023 sowohl in Werten als auch in Volumen Boden verloren. In 2024 erwartet DPE Gründer Marc Thiery der Zeitschrift Finance folgend sinkende Unternehmensbewertungen mir noch größerer Kaufzurückhaltung. PE Unternehmen realisieren in dieser Situation weniger Exits, so dass den Investoren die Rückflüsse für neue Engagements fehlen. Bei Finanzierungen zwischen 6-8% werden Engagements riskanter. Als institutionelle Investoren müssen PE Unternehmen sich an bestimmte Covenants (das sind vorgegebene Kennzahlenwerte; z.B. Nettoverschuldung/EBITDA) halten – auch das verhindert einige Investments.
Situation der Unternehmensnachfolger:
KMU Seniorunternehmer mit Verkaufsabsichten treffen auf einen Käufermarkt mit deutlichem Angebotsüberhang. Bei den Unternehmensnachfolgern gibt es 2 Gruppierungen: Die erste Gruppe sucht Nuggets, d.h. Unternehmen deren Geschäftsbereiche ein stabiles Wachstum vorweisen können und bei denen sie sich eher auf die Inhaberrolle zurückziehen können.
Oft werden aber gerade im KMU Bereich mehr oder weniger getarnte Sanierungsfälle auf dem Markt angeboten. Das bedeutet, dass die potentiellen Erwerber tiefe Branchenkenntnisse mitbringen sollten und auch operative Anpassungen der Unternehmensstrukturen und -prozesse nicht scheuen dürfen. Obwohl der Verkäufer sich am liebsten ganz vom Risiko trennen würde, werden immer häufiger earn out Vereinbarungen, Alt-Gesellschafter-Kredite (lender-loan) oder eine weitere Mitarbeit des Altgesellschafters vereinbart. Das kann zur Zerreißprobe führen, ist aber dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage geschuldet.
Mittelständisch geprägte „Macher“ sind unserer Erfahrung nach oft wenig geneigt im Klein-Klein der Buchhaltungszahlen nach „Wahrheiten“ zu graben. Eine kurze, knackige Darstellung des Zahlenwerks mit Hilfe von Kennzahlen schafft die notwendige Transparenz für Entscheidungen.
FOBEKA GmbH, 10.02.2024